In diesem Beitrag befasse ich mich mit dem korrekten einstellen und anschließendem Instandsetzen der Getriebewelle. Es handelt sich hierbei um die 2. Welle auf welcher sich die losen Zahnräder befinden, welche durch das Schaltkreuz einzeln blockiert werden und so den Vortrieb in der jeweiligen Gangstufe gewährleisten.
Nach dem Ausbau und reinigen der Welle ist es zuerst einmal sinnvoll eine Art Bestandsaufnahme zu machen. Sind alle Teile vorhanden? In meinem Fall musste ich feststellen, dass eine der beiden Distanzscheiben gefehlt hat. Das Schaltkreuz ist dem Alter entsprechend ordentlich ramponiert und muss ersetzt werden.
Das Ersetzen des Schaltkreuzes ist meiner Meinung nach immer zu empfehlen, auch wenn der Preis im Gegensatz zu den Schaltkreuzen der Schwesternmodellen (Vespa) teurer ist. Man beachte aber hier, dass man das Getriebe ja nicht jedes Jahr auseinander baut. Der Wechsel, wenn der Motor einmal offen ist, ist in Minuten erledigt. Ein Wechsel im nachhinein ist immer gleich mit dem Ausbau und öffnen des kompletten Motors verbunden.
Eine Inspektion der Zahnräder sollte im ausgebautem Zustand ebenfalls immer erfolgen. Hier ist es wichtig die Auflageflächen in der Mitte zu beurteilen. Diese sollten immer eine gerade Fläche aufweisen. Durch häufiges „reinhauen“ der Gänge können auch die Blockierflächen der Zahnräder in Mitleidenschaft gezogen werden.
Für eine erfolgreiche Instandsetzung der Getriebewelle benötigt man folgende Teile:
- Getriebewelle
- Alle 4 Zahnräder
- neues Schaltkreuz inkl. Anlenkung und Führungswelle mit Rillen
- 2 x Sprengringe
- mindestens 2 Distanzringe in entsprechender Stärke*
Im Idealfall wechselt man die Anlenkungswelle, welche aus der äußeren gewellten und der inneren Welle die an der Schaltraste befestigt wird, mit aus. Der Wechsel dieser Komponenten ist aber auch im eingebautem Zustand noch möglich wenn man die Schaltraste abbaut.
*das ermitteln der Stärke der Distanzringe wird weiter unten beschrieben.
Hat man die Welle einmal ausgebaut, schraubt man die Anlenkungswelle heraus. Achtung: Hier handelt es sich um ein Linksgewinde, dieses wird im Uhrzeigersinn herausgeschraubt! Im Anschluss zieht man die Außenwelle der Schaltwelle heraus. Diese wird nur durch zwei Federbelastete Kugeln gesichert welche wiederum von außen in einem Sicherungskorb gehalten werden. Es ist unbedingt bei der Demontage darauf zu achten das die beiden Kugeln samt Federn nicht herausspringen oder fallen.
Information: Die innere Welle verbindet die Schaltraste (welche den Namen nicht verdient weil sie nicht rastet) mit dem Schaltkreuz. Die darüber befindliche Welle hat außen ein wellenförmiges Profil in welchem die Kugeln die Welle im jeweiligen Gang im Zahnrad festhalten.
Im nächsten Schritt entfernt man an der langen Seite der Welle den Sprengring. Diesen sichert man mit einer Hand, damit dieser nicht versehentlich wegfliegen kann. Darunter befindet sich ein Distanz- bzw. Getriebe-Schulterring und darunter die 4 Zahnräder. Unter der Zahnrädern befindet sich wieder ein Distanzring und ein Sprengring welcher nicht unbedingt entfernt werden muss.
Es empfiehlt sich, die Reihenfolge bzw. Ausrichtung der Zahnräder vorher bzw. bei der Demontage mittels Fotos zu dokumentieren. Ein nachträgliches Zusammensetzen mit Rätselraten ist zwar möglich weil man anhand der Schleifspuren sieht wo die Räder sitzen, eine Falschmontage ist dennoch möglich.
Nun demontiert man das alte Schaltkreuz. Dieses kann man an einer Stelle der Welle an welcher eine Bohrung in der Nut ist drehen und dann seitlich herausziehen. Hierbei sollte man sich merken wie das bestehende Schaltkreuz montiert ist. Es gibt offensichtlich abhängig der Baujahre der Ape Modelle verschiedene Ausführungen (gerade / versetztes Modell).
Nachdem man alles gereinigt hat, setzt man die Distanzringe und Zahnräder wieder auf die Welle und montiert den Sprengring.
Im nächsten Schritt misst man mit Hilfe einer Fühlerlehre den Abstand zwischen den Distanzringen und der Zahnräder oder des Sprengringes. Es geht nur um das Spiel zwischen den Ringen, ganz gleich an welcher Stelle, die lassen sich ja verschieben…
In meinem Fall Betrug der Abstand zwischen den Ringen oder den Zahnrädern 0,9mm. Der Abstand soll im Regelfall zwischen 0,15 bis maximal 0,5mm betragen.
Jetzt kann man ausrechnen, wie dick die Distanzringe sein müssen. In meinem Fall betrug die Differenz der vorhandenen Scheiben mit der Stärke 1 und 1,1mm zum Idealwert 0,75mm. Demzufolge müssten die Distanzringe beide je 0,375mm mehr Stärke aufweisen. Diese Distanzscheiben muss man sich in einschlägigen Onlineshops in entsprechender Stärke bestellen und im nachhinein montieren. Ein notwendiges Übel, aber wenn man es korrekt haben will, investiert man eben ca. 20€.
Zur Info: Im Onlineshop der Firma SIP bekommt man die Schulterringe in Abstufungen von 0,5mm bis zu einer Stärke von 1,5mm. Das erleichtert einem die korrekte Einstellung immens…
Im nächsten Schritt beginnt man mit dem Wiederaufbau der Welle.
Die Montage erfolgt in folgender Reihenfolge:
- zuerst montiert man das Schaltkreuz korrekt herum
- dann montiert man den Sprengring und den ersten Distanzring in korrekter Stärke
- die 4 Zahnräder werden aufgeschoben
- der zweite Distanzring und der abschließende Sprengring
- dann wird die Welle und Innenwelle montiert. An das Linksgewinde denken! (Montage gegen den Uhrzeigersinn)
- zuletzt kommen die Kugeln mit Federn und Sicherungskorb darüber
So ist die Welle korrekt zusammen gesetzt und wartet auf den Einbau.
Der Einbau der Welle in den Motor ist relativ unproblematisch. Ich habe allerdings auch die alle Nadel-, Rollen- und Kugellager des Motors gewechselt. Das erscheint sinnvoll, machte aber rein logistisch gesehen viel Arbeit die ganzen Teile zu besorgen. Da ich offensichtlich in der P501 den Motor der zweiten Generation habe, sind bei mir viele Teile identisch mit dem Benzinmotor der Ape TM. Das war sowohl an der Kurbelwelle als auch bei der Motordichtung der Halbschalen und Schaltraste zu erkennen.